Kapitel #4: „Ha!!! Jetzt, muuscht du!“

„Ha!!! Jetzt muuschst du!“

Am nächsten Tag wurden wir wieder in nebeneinanderliegenden Zimmern behandelt. Diesmal war ich zuerst fertig. Mit Turban, in ein Tuch gewickelt, schulterfrei, von meinen Damen mit einer Hibiskusblüte geschmückt, ging ich lautlos nach nebenan. Dort gab ich seinen Masseuren ein Zeichen zu schweigen. Meine Damen folgten mir und spielten empörten Protest. Aber nur mit Gesten. Ihre Augen leuchteten. Sie hielten mir die Schwingtüren auf und ich schlich in den Raum und trat unbemerkt hinter den lustigen Schwaben. Sein Masseur nahm die Hände von seinem Nacken. Noch ehe ich meine Hand auf seiner Haut hatte, mussten seine männlichen Behandler so kichern, dass er sich zu mir umdrehte und mir ernst und spontan entgegenschleuderte: »Ha!!! Jetzt muuschst du mich abba heirate, Ilsle!!!« Ich hörte mich sagen: »Gut, aber das hältst du nicht aus.« Und war erschrocken über meine Antwort. Lachend gingen wir Arm in Arm zu den Liegestühlen mit Meeresblick.

Ich liebte die Baumhörnchen, die frech das Essen stahlen. Ich saß auf der Terrasse in der Nacht und malte bei Kerzenschein. Ich löschte die Lichter am Pool und schwamm unter den Sternen. Lümmelte auf Liegen im Garten und schaute in den Horizont über dem Meer, untermalt von dem Getöse des Indischen Ozeans als Punk-Band. Kein Alkohol, keine Musik, kein Fernsehen. Ich besuchte einen Mönch und bekam eine Unterweisung. Ich ließ mir einen Sari anpassen. Ich wurde umringt von 3 Verkäuferinnen. Eine sagte zu mir: »You are a fat woman!« Da war eine besondere Betonung auf dem YOU. Dazu ein strahlendes Lächeln direkt in meine Augen.  Alle anderen waren auch dieser Meinung. Auf meinen wohl geschockten Blick wurde im Chor fröhlich nachgesetzt: „A real fat woman!“ Ich lernte, dass das in Sri Lanka ein Kompliment ist und dass hier das dick sein bei einer Frau als reich und erfolgreich verstanden wird.Tja, so gesehen…

Ich übte, gedankenfrei aber wach im Hier und Jetzt zu sein.

Mein Sari ist in der Glücksfarbe orange…